“Fehler sind da, um gemacht zu werden”, “Fehler sind Schritte auf dem Weg zur Lösung”, “Aus Fehlern lernt man”. Viele Erwachsene finden diese Sätze gut. Jedoch: In der Interaktion mit Kindern zeigt sich oft, wie wir auf entdeckte Fehler wirklich reagieren, nämlich reflexhaft und selten ermutigend mit “Falsch!”. Das liegt auch daran, dass es im Unterricht, in der Nachhilfe oder beim häuslichen Lernen mitunter schnell gehen muss. Da nutzt man halt gern Abkürzungen. Und wenn etwas nicht richtig ist, dann ist es halt falsch, fehlerhaft, verkehrt. Das ist die Wahrheit und die kann doch nicht schaden – oder doch? Lesen Sie in diesem Blogbeitrag, wie wir Schülern bei Fehlern konstruktives Feedback geben, sie ermutigen und so ihr Durchhaltevermögen fördern.
Durchhaltevermögen schlägt Intelligenz
Ein häufiges “Falsch” demotiviert selbst Kinder mit eigentlich guter Frustrationstoleranz. Und es spiegelt nicht die ganze Leistung des Kindes wider. Selbst in einer Matheaufgabe, die objektiv falsch gelöst ist, findet sich ein guter Ansatz. Der sollte positiv verstärkt werden, damit das Kind mit Freude und Zuversicht doch noch zum richtigen Ergebnis finden kann. Die Psychologin Prof. Angela Duckworth hat herausgefunden, dass nicht der IQ Erfolg am besten voraussagt, sondern das Durchhaltevermögen. Und Durchhaltevermögen kann nur entwickeln, wer an seine eigene Lernfähigkeit glaubt. Dazu müssen wir Kindern sagen und vorleben: Fehler sind unsere Freunde und Niederlagen kein Dauerzustand. Du kannst es schaffen, wenn du dein Ziel im Blick behältst und dranbleibst.
Ohne Fehler keine Weiterentwicklung
Manche Sportlehrer geben auch den unsportlichsten Schülern wohlwollend Punkte – für echtes Bemühen. Lässt sich dieses Prinzip auf andere Fächer übertragen? Ich denke schon, denn das sollte der Grundgedanke und das Ziel von Schule sein: Jedes Kind hat sein eigenes Begabungsprofil und jedes Kind entwickelt sich im Rahmen seiner Möglichkeiten so gut es geht weiter. Dazu muss man sich das Unvermeidbare trauen, nämlich Fehler zu machen. Fehler unterlaufen uns aus zwei Gründen: im Falle von Flüchtigkeitsfehlern aufgrund von mangelnder Aufmerksamkeit und im zweiten Fall in Folge fehlenden Wissens. Fehler sagen uns, dass wir uns in einem Lernprozess befinden und beharrlich weiterarbeiten müssen, um das Lernziel zu erreichen. Sie sagen uns nicht, dass wir gescheitert sind.
10 Alternativen zu “Falsch!”
Weil uns angesichts einer falschen Lösung spontan selten etwas Konstruktives einfällt, haben wir hier zehn Alternativen zu “Falsch!”. Alle Aussagen würdigen Teillösungen bzw. gute Ansätze oder zumindest echtes Bemühen. Wichtig ist auch, den Blick auf das Gelungene zu lenken, denn oft überschatten Fehler die bei jedem Kind vorhandenen Lernzuwächse.
- Fast richtig!
- Das ist ein guter Anfang!
- Du hast noch einen Versuch!
- Mach weiter! Du hast es gleich!
- Von sechs Aufgaben sind fünf richtig! Nur einmal hast du dich verrechnet.
- Noch einmal und dann hast du es bestimmt!
- Du hast die Lösung noch nicht gefunden.
- Das ist wirklich eine schwierige Aufgabe. Die Hälfte hast du schon geschafft.
- Du hast es noch nicht richtig? Das ist in Ordnung: Fehler machen heißt Lernen.
- Wer sich so anstrengt wie du, der kann alles schaffen.
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