Wie Lerntherapeutinnen, Nachhilfelehrer und Eltern helfen können
Eine mir bekannte Schülerin hatte in der Oberstufe Französisch abgewählt. Zu ihrer Überraschung stand auf dem folgenden Zeugnis in der Zeile „Französisch“ die Note 3. Darauf angesprochen sagte die Lehrerin: „Ich hatte mich schon gewundert, warum in den Klausurergebnissen bei dir durchgängig „0 Punkte“ steht, aber weil du im Unterricht immer so gut mitmachst, konnte ich dir noch eine Drei geben!“.
Diese wahre Begebenheit offenbart mindestens zwei Tatsachen: 1. Gute mündliche Unterrichtsleistungen können die Gesamtnote enorm steigern. 2. Wer einmal einen guten Ruf hat, kann davon lange profitieren.
Kinder und Jugendliche mit Lernschwächen oder Lernrückständen gehören nicht zu denjenigen, die in schriftlichen Leistungsüberprüfungen zuverlässig überzeugen können. Schlechte Noten in Klassenarbeiten und Tests sind meist die Regel und Anlass für eine Lerntherapie bzw. Nachhilfeunterricht. Umso wichtiger sind in diesem Fall die Mitarbeit im Unterricht sowie der damit einhergehende bleibende Eindruck bei den Lehrerinnen und Lehrern.
Wenn Sie bereits im schulischen oder außerschulischen Bereich mit Kindern oder Jugendlichen arbeiten oder Elternteil sind, wissen Sie: Reine Appelle im Stile von „Mach im Unterricht mehr mit!“ oder „Melde dich!“ sind gut gemeint, bringen aber nichts. Besser ist die Formulierung von mess- und überprüfbaren Zielen nach der SMART-Methode – Ziele sind smart, wenn sie spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sind. Übertragen auf das Ziel „Verbesserung der mündlichen Noten“ kann das so aussehen:
Spezifisch
Ich werde meine mündliche Note im Fach Deutsch bis zum nächsten Zeugnis von einer Drei auf eine Zwei verbessern.
Messbar
Die Veränderung werde ich dank der Ziffernnoten (1 bis 6) messen können.
Attraktiv
Mein Ziel ist für alle Beteiligten attraktiv. Auch ich selbst wünsche mir eine Notenverbesserung.
Realistisch
Mein Ziel kann ich mit meinen vorhandenen Ressourcen realistisch erreichen. Ich weiß, wie das geht und traue es mir zu.
Terminiert
Mein Ziel wird bis zum nächsten Zeugnis erreicht werden können. Bis dahin geht meine Planung. Das ist vorerst meine Deadline.
8 Strategien für bessere mündliche Noten
Ist das Ziel definiert, geht es an die konkrete Umsetzung: Wie genau können Schülerinnen und Schüler mit einer verbesserten Mitarbeit und ihrer Persönlichkeit ihre mündlichen Noten verbessern und ein nachhaltig gutes Image aufbauen? Hier sind die acht besten Strategien:
1. Guter Kontakt zur Lehrkraft
Ein Gespräch unter vier Augen kann die Initialzündung sein. Hier sollte die Schülerin dem Lehrer sagen, dass sie ihre mündliche Mitarbeit verbessern möchte. Weiß die Lehrkraft das, wird sie im Unterricht verstärkt auf diese Schülerin achten und ihre Bemühungen fördern. Vielleicht hat der Lehrer Ideen, was genau die Schülerin während des Unterrichts besser machen könnte. In jedem Fall werden das Gespräch und die damit verbundene Offenheit und Initiative positiv nachwirken.
2. Vorne sitzen
In Abstimmung mit den Lehrern sollte die Schülerin nach Möglichkeit in die erste Reihe umziehen. Nah am Lehrer wird ihre Aufmerksamkeit deutlich besser sein. Wer mehr vom Unterrichtsgeschehen mitbekommt, kann sich aktiver beteiligen.
3. Strichliste führen
Ihre Schülerin möchte sich mündlich mehr einbringen? Allein der Vorsatz genügt nicht! Ziele müssen messbar sein. Daher sollten Verhaltensänderungen schriftlich festgehalten werden, um diese zuverlässig erfassen zu können und Erfolge zu erkennen. Nach jedem Melden könnte die Schülerin in jeder Stunde einen Strich notieren und so direkt sehen, ob sich ihre Mitarbeit intensiviert hat.
4. Mitschreiben
Die Schülerin sollte sich unterrichtsbezogene Notizen machen. Das hat gleich mehrere Vorteile: Mitschreiben fördert die Aufmerksamkeit und signalisiert den Lehrern Interesse und Lernwillen. Beim Formulieren, Verdichten und Aufschreiben des gehörten bzw. gesehenen Lehrstoffs wird dieser nicht wie sonst nur auditiv bzw. visuell aufgenommen, sondern mit mehreren Sinnen erfasst und verarbeitet. Wer besser lernt, kann sich stärker einbringen.
5. Hausaufgaben vortragen
Oft tragen einzelne Schüler am Beginn des Unterrichts ihre Hausaufgaben vor. Diese Gelegenheit der mündlichen Mitarbeit sollte auch ihre Schülerin nutzen. Am Ende des Halbjahrs entscheidet der Eindruck, den eine Lehrkraft von einem bestimmten Schüler gewonnen hat („Bringt sich ein“ vs. „Sagt nichts“). Da ist nicht so entscheidend, ob jemand mit spontanem Wissen geglänzt oder einfach nur viel vorgelesen hat.
6. Fragen stellen
Mündliche Mitarbeit besteht nicht nur aus schlauen Antworten, sondern auch aus dem Stellen von Fragen, die Interesse, Mitdenken und eine Wertschätzung des Unterrichts signalisieren. Aber Achtung: Es ist nicht jede Frage gleich gut geeignet. Wer aus Unaufmerksamkeit wiederholt Dinge erfragt, die gerade erklärt wurden, frustriert seine Lehrer und erreicht damit das Gegenteil.
7. Freiwillige Referate
Ein freiwilliges Referat ist ein guter Weg zu einer besseren mündlichen Note. Damit der Vortrag souverän gelingt, sollte die Vorbereitung von einer kundigen Person – etwa einem Nachhilfelehrer – begleitet werden. Sollte ein Referat nicht möglich sein, weil z.B. die Unterrichtszeit dafür nicht reicht, so wirkt allein das Anbieten eines Referats positiv auf die Lehrkraft.
8. Ein bisschen vorarbeiten
Oft geben Lehrer einen Ausblick auf die kommenden Themen und Unterrichtsinhalte. Um in den folgenden Stunden schlau reden zu können und die Lehrkraft zu überraschen, sollte sich Ihre Schülerin gezielt vorbereiten. Dank Internet ist es ganz leicht, als Schüler/in informiert zu sein und sich ein positives Image aufzubauen.
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